Sammlungsinhalte

1. Ein VERKEHRSBILD und seine verschieden Kategorien

Die in den Sammlungen vorhandenen Aufnahmen lassen sich motivlich in verschiedene Kategorien einteilen. Die einzelnen Fotografen hatten hier bestimmte Vorlieben. Auch der Interessent an den Aufnahmen wird Vorstellungen darüber habe, welchen Bildtyp er gerne als Motiv bekommen möchte. Nachfolgend der Versuch einer Kategorisierung.

Das Typenfoto zeigt das Fahrzeug oder die Zuggarnitur möglichst formatfüllend. Diese Art des Bildes eignet sich besonders für die Dokumentation einzelner Wagentypen eines Betriebes oder einer Typengruppe, die an verschiedene Unternehmen geliefert wurde. Die Werksaufnahmen der Hersteller sind klassische Typenfotos, hier kam es nur darauf an, das hergestellte Produkt zu zeigen und sonst nichts. Je nach Bauart eines Fahrzeuges gehören zu kompletten Dokumentation immer mehrere Aufnahmen. Schon Carl Bellingrodt und seine Kollegen vom Deutschen Lokomotivbild-Archiv in Darmstadt stellten für den Bereich der Typenfotografie von Lokomotiven Regeln auf, bei denen es z.B. auf den Aufnahmewinkel ankam. Der Fotograf arbeitete sich dabei um das abzulichtende Objekt regelrecht herum um es aus verschiedenen Perspektiven aufzunehmen. Leider wurde dieses Prinzip nie konsequent auf die Fotografie städtischer Verkehrsmittel übertragen.

 

Hersteller dokumentierten dabei noch am ehesten ihre Erzeugnisse in dieser Form, Verkehrsamateure aber selten. Die klassische Perspektive "links von vorne" stellt das Gros der von diesen angefertigten Aufnahmen. Häufig wird auch "rechts von vorne" aufgenommen, was für Einrichtungsfahrzeuge mit der türlosen Seite bereits eine zweite Ansicht bringt. Von der Heckpartie aus wurde diese Bauart eher selten fotografiert, Aufnahmen der Stirnfronten und besonders der Heckpartien waren ebenfalls nicht unbedingt das Ding vieler Fotografen. Innenaufnahmen wurden in der Regel ebenfalls stivmütterlich behandelt. Interessant ist auch, dass viele Fotografen zwar Triebwagen oder ganze Garnituren formatfüllend als Typenbild aufnahmen, die Beiwagen alleine aber dabei vergaßen. So ist die möglichst vollständige Dokumentation dieser Fahrzeugart ungleich schwieriger als die der Triebwagen Erst die Vielzahl der zugreifbaren Sammlungsbestände verschiedener Fotografen und deren unterschiedlichen Aufnahme-praktiken ermöglicht es, von den meisten Fahrzeugtypen eine komplette Ansichtenfolge bieten zu können.

Vier Beispiele aus der Kategorie Typenfotos: oben links LHB-Gelenkwagen in Braunschweig 1969, oben rechts Dateil-Innenansicht eines dreiachsigen Münchner Großraumwagens 1952. Beide Aufnahmen aus der Sammlung P.H. Prasuhn. Unten links ein Lowa-Zweiachser aus DDR-Produktion in Nordhausen 1952, unten rechts ein Triebwagen der belgischen Kleinbahngesellschaft SNCV, Baujahr 1913. Die Negative sind im Bestand von Peter Boehm vorhanden.

Das Technikbild war die Domäne der berufsmäßigen Fotografen von Herstellern und Betreibern. Hierbei ging es um die fotografische Dokumentation von Einzelheiten. Von der Gesamtzahl der von einem Wagen angefertigten Aufnahmen stellen sie die Mehrheit, hier wurde oft "jede Schraube" und jedes Bauteil fotografiert. Neben dem später dem Benutzer verborgenen "Innenleben", wurden auf diese Weise auch konstruktive Elemente, z.B. Türen, Sitze, Fenster, Beleuchtung aber auch Stromabnehmer und Fahrgestelle dokumentiert. In dem vorhan-denen Material sind durch die speziellen Interessen einzelner Sammler auch diese Technischen Einzelheiten zwar nicht komplett aber doch in einem Umfang, der ein reräsentatives Gesamtbild zulässt, vorhanden. Da sie nicht einzelnen Betrieben zuzuordnen sind, gibt es hierzu eine spezielle Übersicht in den Bestandslisten.

Auch die Dokumentation technischer Einzelheiten einer Straßenbahn findet sich in den Bildsammlungen. Aus dem Bestand P.H. Prasuhn stammen diese vier Herstellerfotos. Sie zeigen links oben ein Drehgestell mit Motor aus einem Braunschweiger LHB-Gelenkwagen, rechts oben eine Scharfenberg-Kupplung an einem Berliner Großraumwagen, links unten einen Scherenstromabnehmer der Bauart BBC und daneben einen AEG-Plattformfahrschalter für Hebelantrieb.

Das Infrastrukturbild hat nicht das Fahrzeug und seinen Einsatz zum Thema, sondern die Dokumentation von Betriebsanlagen. Diese sind Gleisanlagen, Fahrleitungen, Haltestellen und Depots und Werkstätten. Auch zu diesem Themenbereich gibt es in den Sammlungen eine Reihe von Aufnahmen. Der Fotograf Karl Lindow widmete sich hier z.B der fotografischen Erfassung stillgelegter Gleisanlagen in verschieden Städten. Christoph Köhler hatte das Bestreben, in jeder von ihm besuchten Stadt auch die Depotanlagen mit Außenansichten aufzunehmen. Die Bildsammlung P.H. Prasuhn enthält zahlreiche Profiaufnahmen von Verkehrsbauwerken und Betriebshöfen. Auch die Infrastruktur städtischer Verkehrsmittel hat im Laufe der Zeit Wandlungen erfahren, deren Dokumentation ebenfalls wichtig ist und daher verfolgt wird.

Gleisanlagen, Haltestellen, Betriebsbahnhöfe und Werkstätten sind unverzichtbare Bestandteile eines funktionierenden Nahverkehrssystems und sollten daher ebenfalls bildlich dokumentiert werden. Vier Beispiele zum Thema Infrastruktur zeigen diese Aufnahmen aus der Sammlung P.H. Prasuhn. Oben links ein Streckenbauwerk in Dortmund, rechts eine Haltestelle in Bielefeld mit Parkplätzen für Pkw und Fahrräder. Unten links eine historische Außenansicht eines Straßenbahndepots in Essen und daneben der Blick in eine Wartungshalle für Autobusse in Bremen Ende der fünfziger Jahre.

Die Streckenaufnahme stellt die häufigste in den Sammlungen zu findende Form des Verkehrsbildes dar. Sie beschränkt sich nicht auf die Abbildung des Fahrzeuges oder des Zuges alleine, sondern zeigt das Verkehrsmittel in seinem typischen Umfeld. In den meisten Städten gibt es besondere Aufnahmeschwerpunkte von Straßen oder Plätzen, die sich bei den verschiedenen Fotografen immer wieder finden. Sie waren oft zentral gelegen und boten dichten Verkehr, so dass es hier keine besondere Mühe machte, das Gewünschte in kurzer Zeit in brauchbarer Form zu fotografieren. Seltener weil aufwändiger war die gezielte Bearbeitung ganzer Strecken, die dann zu Fuß abgewandert wurde um an bestimmten Stellen die dort verkehrenden Bahnen oder Busse abzulichten. Eine bevorstehende Stilllegung bot hierzu dennoch häufig Veranlassung dafür, teil-weise aber nur in der Heimatstadt des Fotografen. Auch Berufsfotografen der Verkehrsunternehmen und Hersteller nutzten die Streckenaufnahme um neue Fahrzeuge im Einsatz oder neue Strecken und Verkehrsführungen im Bild zu dokumentieren. In den vorhandenen Sammlungen findet sich eine große Zahl von Streckenfotos aus verschiedenen Jahren, die es erlauben, im Laufe der Zeit eingetretene Veränderungen beim Fahr-zeugeinsatz, der Linienführung, des Ausbauzustandes der Infrastruktur aber auch des Umfeldes in Form der zu sehenden Gebäude, Autos und Menschen zu erkennen und zu dokumentieren.

Verkehrsmittel in ihrem Umfeld "im Einsatz" zu zeigen ist sicherlich die reizvollste und daher auch am häufigsten praktizierte Art der bildlichen Darstellung. Sie dokumentieren aber nicht nur das eigentliche Objekt in Form des Fahrzeuges, sondern auch Gebäude, andere Fahrzeuge und Menschen in ihrer zeittypischen Kleidung und erhalten damit auch immer ein Stück allgemeiner Zeitgeschichte der Nachwelt. Die oberen beiden Bilder nahm Christoph Köhler in den frühen sechziger Jahren in Karlsruhe und Heidelberg auf. Die unteren Aufnahmen stellen zwei Beispiele aus dem großen Fundus derartiger Bilder von Axel Reuther dar. Zu sehen sind zwei Straßenszenen in Brandenburg an der Havel (DDR) 1978 und in der Fußgängerzone von Kassel Mitte der achtziger Jahre.

Das Situationsbild hat stets einen besonderen Anlass als Grund für sein Entstehen. In der Regel fallen die Aufnahmen in die Kategorie der Streckenaufnahmen. Umleitungen, Änderungen im Liniennetz, Streckenstilllegungen und -erweiterungen, Jubiläen oder aber Sonderfahrten mit besonderen Fahrzeugen auf bestimmten Strecken sorgten immer wieder dafür, dass die Fotografen vermehrt auf den Auslöser ihrer Kamera drückten. Hin und wieder entstanden dabei auch Typenaufnahmen. Auch bei Berufsfotografen fanden besondere Verkehrssituationen immer wieder Intereresse, wenn es z.B. darum ging, die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens ins richtige Licht zu Rücken. Die Sammlung Prasuhn enthält so etliche Bilddokumente, die anläßlich von Großveranstaltungen entstanden sind.

Besondere Ereignisse und Situationen lockten die Fotografen immer zahreich an. Das galt für Profis und Amateure gleichermaßen. Das Foto oben links entstammt einer Serie von Aufnahmen zum Thema "Massenverkehr" im Bestand von P.H. Prasuhn und zeigt Berufsverkehr vor dem Essener Hauptbahnhof in den frühen sechziger Jahren. Die Fotos rechts oben und links unten nahm Axel Reuther auf. Einmal war die besondere Betriebsabwicklung zu Karneval in Düsseldorf der Grund zur Reise dorthin, das andere Mal ein Jubiläum in Krefeld zu Beginn der siebziger Jahre, welches zum Einsatz eines historischen Zuges führte. Auch bei traurigen Ereignisse wie Betriebsumstellungen waren die Fotografen nicht weit. Dieter Waltking dokumentierte den Abschiedszug der Hagener Straßenbahn im Mai 1976 im Bild.

Die Stadtansicht findet sich vorzugsweise auf Ansichtskarten, die für Verlage von Berufsfotografen angefertigt wurden. Das Verkehrsmittel steht hier bei der Motivwahl im Hintergrund. Gerade in den Anfangsjahren, als sowohl das städtische Verkehrsmittel als auch das Medium der Bildkarte noch neu waren, wurden Bahnen gezielt als belebendes Element des Motives ausgewählt. Bis in die 1960er-Jahre hinein gibt es aus vielen Städten Ansichtskarten, bei denen die Fotografen besonders an Verkehrsknotenpunkten darauf achteten, dass sich das "pulsierende Leben" auch im Bild wiederfand. Die Karten waren daher auch schon sehr früh Objekt der Sammelleidenschaft von Verkehrsfreunden. Eine große Sammlung mit nahezu weltweiten Motiven gehört zum Bestand des Materials von Peter Boehm und ist auf besondere Anfrage hin zugänglich.

Straßenbahnen dienten den professionellen Fotografen für Ansichtskarten lange Zeit als belebende Elemente ihrer Aufnahmen. Mehr oder weniger ungewollt schufen sie damit auch so manches Dokument der Verkehrsgeschichte, sei es der zu sehenden Fahrzeuge wegen oder dadurch, dass Gleisanlagen und Streckenführungen überliefert sind. Links eine Aufnahme aus dem Frankfurt am Mai der 1920er Jahre, rechts eine Ansichtskarte des Stuttgarter Hauptbahnhofs mit den davor befindlichen Haltestellen der Straßenbahn aus den 1950er Jahren. Beide Karten sind Bestandteil der Sammlung Peter Boehm.

Weitere Formen der bildlichen Dokumentation von städtischen Verkehrsmitteln sind die Werbeanzeigen der Hersteller. Eine vorhandene größere Sammlung wird zu einem späteren Zeitpunkt aufgearbeitet und zugänglich gemacht werden können. Gleiches gilt für Typenzeichnung und Typenblätter, teils von den Herstellern selbst, teils von Verkehrsamateuren.

2. Beschreibung des Inhaltes der einzelnen Sammlungen

EIGENE SAMMLUNG von Axel Reuther

Der Initiator dieser Internetseite wurde 1957 geboren und lebt in Köln. Im Jahre 1971 nahm er seine fotografische Tätigkeit auf. Sein Interesse galt in den Anfangsjahren sowohl der Eisenbahn als auch städtischen Verkehrsmitteln, mit Ende des Dampfbetriebes bei der DB hauptsächlich Straßenbahnen und Obussen aber auch elektrischen Privat- und Schmalspurbahnen. Ausgehend von der Heimatstadt Köln wurde der Radius der fotografischen Tätigkeit im Laufe von fast 40 Jahren immer weiter gezogen, wobei ihm seine Tätigkeit als Reiseverkehrskaumann ab Ende der siebziger Jahre bei Planung und Durchführung der Ausflüge entgegenkam. Bis heute wurden über 300 Betriebe in fast Ländern besucht. Entstan-den ist seither eine Sammlung von über 80.000 Negativen, bis Mitte der neunziger Jahre in schwarz/weiß und seither in Farbe. Zusätzlich gibt es aus den Jahren 1981 bis 2001 auch etwa 20.000 Farbdias.

Es war schon sehr früh ein Anliegen des Fotografen, auch andere Interessierte an den Ergebnissen seiner fotografischen Tätigkeit teilhaben zu lassen. Ab Mitte der siebziger Jahre wurden in der heimischen Dunkelkammer angefertigte Abzüge zum Kauf angeboten und fanden im Laufe der Jahre ein breites Interesse im In- und Ausland. Seit den späten siebziger Jahren wurde über die Reiseeindrücke auch in verschiedenen Fach-zeitschriften berichtet. Die Tätigkeit als Fachjournalist hat in den letzten Jahren zu zahlreichen Berichten auch historischen Inhalts und mehreren Buchveröffentlichungen zum Thema Straßenbahn geführt. Sie werden in der Regel auch mit Fotos aus dem eigenen Fundus oder dem der betreuten Sammlungen illustriert.

Der große Bekannheitsgrad führte dazu, dass Axel Reuther auch immer wieder Material zur Übernahme von anderen Fotografen angeboten wurde, sei es aus Nachlässen verstorbener Verkehrsfreunde oder von den Produzenten selbst aus Altersgründen oder wegen veränderter Interessensschwerpunkte. Auch noch tätige Verkehrsfreunde, welche ihr Material der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen möchten, aus den verschiedensten Gründen aber dabei nicht selbst aktiv werden können oder wollen wird von ihm die Möglichkeit dazu geboten. So entstand im Laufe der Jahre ein attraktiver "Verbund" zahlreicher Bildsammlungen auf die von Interessenten zugegriffen werden kann. Die nun ins Leben gerufene Internetseite soll mit dazu beitragen, das Material einem noch größeren Kreis von Interessenten zugänglich zu machen.

Art des Materials: schwarz-weiß Kleinbild, ab 1981 parallel auch Farbe, ab 1994 ausschließlich Farbe

Eine Übersicht über das vorhandene Material finden Sie hier.

Übersicht Reuther, Negative.pdf
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BETREUTE SAMMLUNGEN

Sammlung Peter Boehm

Bereits 1939 begann der 1895 geborene Peter Boehm damit, Nahverkehrsmittel zu fotografieren. Als Soldat kam er während Zweiten Weltkrieges weit herum und schuf trotz des bestehenden Fotografierverbotes zahlreiche seltene Bilddokumente. Nach 1945 lebte er zunächst in Wuppertal und zog dann später wegen seiner Tätigkeit als Jurist am Düsseldorfer Landesgericht dorthin. Noch in Wuppertal machte er die Bekanntschaft mit dem dort lebenden bekannten Eisenbahnfotografen Carl Bellingrodt, aber auch anderen Gleichgesinnten. Boehm stieß auch schon sehr früh zum "Stetza-Kreis" aus dem dann 1956 der Verband Deutscher Verkehrsamateure (VDVA) hervorging. Die auf Initiative von Boehm ebenfalls in den fünfziger Jahren gegründete Runde "Düsseldorfer Verkehrsfreunde" stellte lange Jahre das Sammelbecken der Nahverkehrsfreunde in der Rhein-Ruhr-Region dar. Auch heute noch existiert dieser Kreis als loser Zusammenschluss und die regelmäßigen Treffen finden weit über die Landes-hauptstadt hinaus Zuspruch.

Die Bekanntschaft mit Bellingrodt kann als Glücksfall für die Dokumentation städtischer Verkehrsmittel gelten, denn der Eisenbahnfotograf ermunterte Boehm, doch das gleiche für Straßenbahnen und Obusse zu tun. Dank seines Berufes kam Boehm viel in Deutschland herum und systematisch wurden alle Straßenbahnbetriebe in Deutschland, aber auch bei Ausflügen und Urlaubsreisen im benachbarten Ausland besucht. Auch Kleinbahnen und Obusse fanden dabei das Interesse des Fotografen. So entstand im Laufe der Jahre eine wertvolle Sammlung von etwa 20.000 schwarz/weiß-Negativen in den Formaten 6 x 9, 6 x 6 cm und ab Anfang der achtziger Jahre in 24 x 36 mm.

Im Gegensatz zu vielen anderen Hobbykollegen war es Boehm schon sehr früh ein besonderes Anliegen, die Ergebnisse seiner fotografischen Tätigkeit auch anderen Interessenten zugänglich zu machen. Davon zeugt eine umfangreiche Korrenspondenz mit zahlreichen Verkehrsfreunden nahezu auf der ganzen Welt, an die Fotos von Peter Boehm verschickt wurden. Durch Tausch und Kauf gelangten auch etliche Negative anderer Fotografen in die Sammlung, die von Boehm auch durch etliche Reproduktionen von Fabrikaufnahmen aus Firmenkatalogen erweitert wurde.

Ein weiteres Betätigungsfeld Boehms war quasi ein Nebenprodukt seiner Kontakte mit vielen anderen Verkehrsfreunden: Er sammelte mit großem Eifer Ansichtskarten mit Verkehrsmotiven aus allen Ländern der Welt. Auf diese Weise entstand eine große Kollektion mit etlichen Tausend zum Teil sehr alten und seltenen Motiven von großem dokumentatorischen Wert.

Aus familiären und gesundheitlichen Gründen war es Boehm ab Ende der achtziger Jahre immer seltener möglich, das weiterhin große Interesse an Aufnahmen aus seiner umfangreichen Sammlung zu befriedrigen. Er starb im August 1996. Nach seinem Tod konnte Dank des Bemühens von Verkehrsfreunden, die um den Wert dieser Sammlung wussten, erreicht werden, dass sie in ihrer Gesamtheit erhalten blieb und geschlossen von den Erben zum Kauf angeboten wurde. Nicht zuletzt aufgrund der Zusage, sie im Sinne Boehms weiterzuführen und Interessenten wieder zugänglich gemacht werden, konnte die Sammlung Ende 1997 von Axel Reuther mit allen Rechten von den Söhnen erworben werden. Nach Sichtung und Aufarbeitung ist der Bestand seit 1998 zugreifbar.

Material: schwarz-weiß 6 x 9 und 6 x 6, ab 1980 auch Kleinbild. Einige wenige Aufnahmen aus verschiedenen Jahren auch farbig 6 x 9 oder 6 x 6.

Eine Übersicht über das vorhandene Material finden Sie hier.

Übersicht Boehm, Negative.pdf
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Sammlung Christoph Köhler
Der Stuttgarter Verkehrsfreund Christoph Köhler begann Ende der fünfziger Jahre mit dem Fotografieren von Straßenbahnen in schwarz-weiß mit 6 x 6-Negativen. Als Mitglied im VDVA nahm er regelmäßig an den Jahrestagungen des Verbandes teil, weshalb viele Aufnahmen im Rahmen dieser Besichtigungsreisen entstanden. Darüber hinaus besuchte Köhler aber auch selbst während des Urlaubes Verkehrsbetriebe in Deutschland, aber auch im benachbarten Ausland. Auch zwei Betriebe in der DDR, wohin wohl verwandschaftliche Kontakte bestanden, wurden bildlich dokumentiert. Ein Großteil seiner fotografischen Tätigkeit widmete er seiner Heimatstadt. Als Köhler im Juni1998 überaschend starb, wurde sein fotografischer Nachlass dem Verein "Stuttgarter Historische Straßenbahn" (SHB), deren Mitglied und Förderer er lange Zeit war übergeben. Hier wollte man aber nur die Aufnahmen von Stuttgart behalten und suchte für das übrige Material einen Interessenten. Axel Reuther griff dankbar zu und pflegt sein 1999 den Bestand von etwa 850 Negativen.

Köhler war ein "Typenfotograf", d.h. er lichtete systematisch die Fahrzeuge der unterschiedlichen Baureihen aus gleichen Blickwinkeln formatfüllend ab. Seine Aufnahmen liefern daher einen wertvollen Beitrag bei der dokumentatorischen Erfassung der Fahrzeugtypen der besuchten Betriebe. Eine weitere, eher selten gepflegte Vorliebe bestand in der Erfassung von Depots und sonstigen Betriebsanlagen. Auch solche Aufnahmen haben ihren Wert, da dies nur selten fotografiert wurde.

Material: schwarz-weiß 6 x 6, einige wenige Motive auch 6 x 9

Eine Übersicht über das vorhandene Material finden Sie hier.

Sammlung Wolfgang Kramer

Der leider 2016 in Berlin verstorbene Verkehrsfreund Wolfgang Kramer, Jahrgang 1930, ist vor allem bekannt als langjähriger Chefredakteur des Mitteilungsblattes "Berliner Verkehrsblätter". Zusammen mit dem bereits vor vielen Jahren verstorbenen Siegfried Münzinger gründete er 1954 den Arbeitskreis Berliner Nahverkehr. Nahezu gleichzeitig begann Kramer, Verkehrsmittel im Bild festzuhalten. Dies geschah zunächst in schwarz-weiß mit 6 x 6 Negativen, ab den späten sechziger Jahren dann im Kleinbildformat und zusätzlich mit Farbdias. Auch Negative anderer Fotografen, z.B. von Karl Lindow wurden von Kramer übernommen. Darüber hinaus wurde eine große und systematische Sammlung mit Fotoabzügen vieler anderer Verkehrsfreunde angelegt. Entstanden ist so eine europaweite Sammlung von Verkehrsbildern in guter Qualität. Der nicht Berlin betref-fende Bestand wurde seit 2008 sukkzesive in die Betreuung von Reinhard Schulz und Axel Reuther übergeben. Auch etwa 1200 schwarz-weiß Kb ud MF-Negative und 1500 Dias kamen in die Obhut von Axel Reuther, wobei sich bei letzteren auch Motive aus Berlin (West und Ost) und der Umgebung befinden.

Material: schwarz-weiß Kleinbild, 50er-Jahre auch 6 x 6 und 6 x 9, Farbdias Kleinbild

Eine Übersicht über das bereits zugängliche Material finden sie hier. 

Übersicht Kramer, Negative.pdf
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Sammlung Karl Lindow
Die Negativsammlung des in Berlin geborenen und in den achtziger Jahren verstorbenen Verkehrsfreundes galt lange Zeit als verschollen. Im Jahre 2007 tauchten dann überraschend bei einem Berliner Sammler eine Reihe Filmstreifen mit Aufnahmen von Karl Lindow auf, die dieser von ihm noch zu Lebzeiten erhalten hatte. Einen Teil seines Nachlasses hatte auch ein langjähriger Arbeitskollege und Verkehrsfreund in Essen im Keller gelagert. Dort wurden mehrere Kisten mit Filmen im Zusammenhang mit der Übernahme des ebenfalls dort gelagerten Nachlasses Stetza durch den VDVA im Jahre 2008 gefunden und durften ebenfalls mitgenommen werden.

Das fotografische Schaffen Lindows war ebenso vielfältig wie ungewöhnlich. Zwar fertigte er auch Typenfotos und bildete Fahrzeuge auf der Strecke ab, ein Großteil der Aufnahmen besteht aber aus eher seltenen Perspektiven. So wurden Gleis- und Fahrleitungsanlagen ohne Fahrzeuge sehr intensiv fotografiert. Auch "Archäologie" betrieb Lindow, in dem er in verschiedenen Städten den noch sichtbaren Resten längst eingestellter Strecjken nachspürte und sie abbildete. Mit seiner Fototätigkeit begann er bereits während seiner Studienzeit in den frühen fünfziger Jahren in Hamburg. Die Teilnahme an vielen VDVA-Tagungen führten ihn in zahlreiche Betriebe im In- und Ausland. Die Qualität der Aufnahmen ist durchweg gut. Die Bearbeitung des Materials wird weiter fortgesetzt und sicher noch manche Überraschung zutage fördern.

Ein Grund, warum so wenig vom fotografischen Schaffen Lindows bekannt geworden ist, dürfte die merkwürdige Art der Behandlung seiner Filme sein. Nach der Entwicklung wurden sie eingerollt in Plastikdosen eingelagert und so gut wie nie Abzüge davon gemacht. In den letzten Jahren unterblieb auch die Entwicklung. Bei der Erfassung des Kisteninhalts mit hunderten Filmrollen musste festgestellt werden, dass die nur belichteten Filme heute nicht mehr zu gebrauchen sind. Die Bearbeitung der entwickelten Filme gestaltet sich nach oft jahrzehntelagem Rollzustand sehr schwierig. Hinzu kommt, dass die Beschriftung mit Örtlichkeit und Stadt oft nur sehr dürftig ist. Dennoch wurden bislang etwa 250 dieser Filme gesichtet und erfasst.

Material: schwarz-weiß Kleinbild

Eine Übersicht über das bereits zugängliche Material finden sie hier

Übersicht Lindow, Negative.pdf
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Sammlung Paul-Heinz Prasuhn
Als Einzige besteht diese Sammlung ausschließlich aus Abzügen und beinhaltet keine Negative. In den frühen fünfziger Jahren begann der in Hannover lebende Paul-Heinz Prasuhn aus privatem Interesse heraus damit, eine Sammlung von Verkehrsbildern aufzubauen, aber auch selbst zu fotografieren. Geleitet wurde er dabei von seinem Wunschtraum, einmal ein Buch zum Thema Straßenbahnen zu veröffentlichen. Bei einem großen Pharmaunternehmen in leitender Position tätig, schuf er sich Zugang zu den Archiven der Verkehrsunternehmen und Fahrzeughersteller und erhielt von dort wertvolles Bildmaterial in guter Qualität. Bis zu Beginn der sechziger Jahre entstand eine umfassende Kollektion von etlichen tausend Aufnahmen. Der Aufstieg von Prasuhn zum Unternehmensdirektor ließ ihm ab 1963 immer weniger Zeit für sein Hobby und so bot er dem Direktor des Verkehrsbetriebes an seinem Wohnsitz, zugleich Vorsitzender der Landesgruppe des Branchenverbandes die Sammlung zum Kauf an. Dieser wurde 1964 vollzogen. In späteren Jahren gelangte die Sammlung an den Hauptsitz des Verbandes in Köln, wo sie weiterhin gepflegt und erweitert wurde. Prasuhn durfte seine Sammlung weiter nutzen und schaffte es auch, seinen Lebenstraum eines Buches zu verwirklichen. Die 1969 in einem Hannoveraner Verlag erschienene "Chronik der Straßenbahn" zählte zu den ersten umfassenden Zusammenstellungen zum Thema Straßenbahn überhaupt.

 

Im Laufe der Jahre geriet seine Bildsammlung in Vergessenheit, die Pensionierung seiner Betreuerin ließ die Frage ihrer weiteren Zukunft akut werden. Aus Platzgründen drohte ihr sogar zeitweise die Vernichtung. Im Jahre 2002 konnte Axel Reuther den Bestand übernehmen und sorgt seither dafür, dass die wertvollen Aufnahmen der "Sammlung Prasuhn" der Illustration von Aufsätzen in Fachzeitschriften und Büchern dienen können. Das Themenspektrum der Aufnahmen ist sehr breit gestreut, neben Straßenbahnen werden auch Obusse und Schiffe dokumentiert. Etliche Ordner beinhalten Bildmaterial zu vielen eher unbekannten Teilaspekten, so Aufnahmen technischer Details von Fahrzeugen aber auch Haltestellenausstattungen und Gleisbau. Hervorzuheben ist auch der große Bestand an Werkaufnahmen von Fahrzeugen der Hersteller, die bis zu den Anfängen des elektrischen Betriebes zurückreichen.

Material: Papierabzüge in verschiedenen Formaten, fast ausschließlich schwarz-weiß, einige wenige Motive auch farbig.

Eine Übersicht über das vorhandene Material finden Sie hier. 

Übersicht Slg. Prasuhn, Fotos.pdf
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Sammlung Reinhard Schulz

Der 1948 in Berlin geborene Verkehrsfreund Reinhard Schulz lebt und arbeitete seit den frühen sechziger Jahren in Köln. Bereits 1965 begann er, die Straßenbahnen seines Wohnortes zu fotografieren und weitete diese Tätigkeit in den folgenden Jahren auch auf die anderen Betriebe der Region Rhein-Ruhr-Wupper aus. Zusätzlich wurden bei Reisen auch etliche ausländische Betriebe z.B. in Belgien, Österreich und Italien besucht. Bis zum Umstieg auf Farbdias Mitte der siebziger Jahre entstand eine Kollektion von mehreren tausend schwarz-weiß Aufnahmen in guter Qualität. Dem Fotografen war es schon sehr früh ein Anliegen, auch andere Interessenten an seinem fotografischen Schaffen teilhaben zu lassen. So konnte diese Sammlung in den letzten Jahren erfasst und zugänglich aufbereitet werden. Die Aufnahmen von Schulz entstanden nur selten als reine Typenfotos, sondern zeigen die Verkehrsmittel in ihrem Umfeld in Stadt und Land. Viele interessante Strecken wurden zu Fuß systematisch bearbeitet und so der Straßenbahnbetrieb der sechziger und siebziger Jahre in hervorragender Weise dokumentiert.

Längere Zeit stand bei Reinhard Schulz die Sichtung und Bearbeitung des Nachlasses von Karl Lindow gemeinsam mit Axel Reuther im Vordergrund seiner Tätigkeit, seit einigen Jahren wird aber auch die Ende der 1970er Jahre beginnende Diasammlung bearbeitet. Die Betriebe in Nordrhein-Westfalen sind weitgehend erfasst und auf Nachfrage zugänglich.

Material: schwarz-weiß Kleinbild und Dias Kleinbild

Eine Übersicht über das zugängliche Material an schwarz-weiss Negativen und Farbdias finden sie hier.

Sammlung Dieter Waltking

Der 1929 in Hannover geborene Dieter Waltking lebte bis 1945 in Danzig und München, nach dem Zweiten Weltkrieg verschlug es ihn nach Wuppertal. Hier fand der Aufnahme in den Kreis der Verkehrsfreunde rund um Carl Bellingrodt aber auch zum "Stetza-Kreis", da es zwischen beiden Gruppen enge Verbindungen gab. Sein Interesse an städtischen Verkehrsmitteln führte ihn auch zu seinem Beruf als Straßenbahner bei den dortigen Stadtwerken. Bereits 1950 begann Waltking damit, schwarz-weiß im Format 6 x 9 cm zu fotografieren. Ähnlich wie Boehm besuchte er dabei gezielt andere Unternehmen um hier das Verkehrsgeschehen im Bild festzuhalten. Anders als die meisten Kollegen bezog er dabei von Beginn an auch den "Gummiverkehr" in Form von Obussen und Autobussen mit ein, den viele seiner Kollegen mit Nichtachtung straften. Bemerkenswert sind auch die frühen Auslandsreisen u.a. nach Großbritannien in den fünfziger Jahren, die ebenfalls zur Dokumentation des dortigen Nahverkehrs genutzt wurde. Durch Berichte in Fachzeitschriften ließ Waltking auch andere Interessierte an seinem erworbenen Wissen teilhaben. 1953 zog er nach Düsseldorf und arbeitete bis zu seiner Pensionierung für das dortige Verkehrsunternehmen, zunächst im Betriebs-dienst als Schaffner und Fahrer und dann in der Verwaltung. Ab Mitte der sechziger Jahre wurde mit Kleinbildfilmen fotografiert. Zusammen mit Peter Boehm organisierte Waltking die Treffen der "Vereinigung Düsseldorfer Verkehrsfreunde". Mit seinem 1969 erschienenen Buch "Straßenbahnen in Deutschland" wurde er einem größeren Kreis von Interessierten bekannt, es war eines der ersten Standardwerke der Literatur zum Thema Nahverkehr. 1978 zählte er zu den Mitautoren des Buches "Autobusse im Linienverkehr", womit auch dieser Teilbereich des Nahverkehrs dokumentiert wurde. Entstanden ist im Laufe von über 40 Jahren eine etliche tausend Aufnahmen umfassende sehr breit gestreute Sammlung von Verkehrsaufnahmen. Dieter Waltking hat die Aufnahmedaten von Beginn seiner fotografischen Tätigkeit an stets akribisch erfasst. Neben Datum und Ort sind auch die Fahrzeugnummern dokumentiert, was bei seinen Kollegen leider nicht selbstverständlich war. Die Sammlung der schwarz-weiß Negative wurde im Dezember 2009 an Axel Reuther zur weiteren Betreuung übergeben mit dem Ziel, ihre Zugänglichkeit auch weiterhin sicherzustellen. Dieter Waltking ist leider 2019 verstorben. Er hatte verfügt, dass nach seinem Tod auch die Ende der 1950er Jahre begonnene Sammlung in die Obhut von Axel Reuther übergehen soll. Eine Übergabe konnte aber bislang noch nicht vollzogen werden, da es Unklarheiten gibt. 

Material: schwarz-weiß 6 x 9, ab 1966 Kleinbild

Eine Übersicht über das vorhandene Material finden Sie hier.

Übersicht Waltking, Negative.pdf
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SAMMLUNGEN IN DER OBHUT DES VDVA

Über die in der Betreuung des Verbandes Deutscher Verkehrsamateure (VDVA) befindlichen Sammlungen finden Sie hier Informationen.